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Andacht Sonntag Kantate

Pfarrerin Renate Wehner
Musik (Orgel/Klavier): Dagmar Kiep
Gesang: Anne Janssen, Dagmar Kiep

Musik zum Eingang

Ich sing dir mein Lied (Festpräludium a la Bach) J.S. Bach / Dr. Roman Jungegger

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“(Psalm 98,1)!

Herzlich willkommen am Sonntag Kantate, in dem im Mittelpunkt die Freude an der Musik steht –
auch in Zeiten, in denen wir nicht im Gottesdienst zusammenkommen und gemeinsam singen können.

Wir sammeln uns und beten:
Gott. Ich bin hier.
Ich bete zu Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Ich bringe Dir, was war und was ist. (Stille)
Höre uns.
Sieh uns an.
Klinge Du in uns.
Sei bei uns, jetzt und in der Woche, die kommt. Amen.

Lied EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund

Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;
ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewusst.

Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad
und ewge Quelle bist,
daraus uns allen früh und spat
viel Heil und Gutes fließt.

Was sind wir doch? Was haben wir
auf dieser ganzen Erd,
das uns, o Vater, nicht von dir
allein gegeben werd?

Wohlauf, mein Herze, sing und spring
und habe guten Mut!
Dein Gott, der Ursprung aller Ding,
ist selbst und bleibt dein Gut.

(Paul Gerhardt/Johann Krüger 1653) Choralvorspiel: Jörn Tegtmeyer

Liebe Gemeinde,
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ so heißt es im Psalm 98, dem der heutige Sonntag Kantate (lat. „singt!) seinen Namen verdankt: Die Musik schafft eine besondere Verbindung zu Gott. Sie vermag manchmal mehr als Worte, sie nimmt unsere Stimmungen auf, sie kann das gesprochene Wort unterstützen.
Musik und Glaube gehören zusammen.
Und nun erleben wir in diesen Pandemie-Zeiten zum zweiten Mal den Sonntag Kantate ohne Gottesdienst in der Kirche, ohne Gemeinde-oder Chorgesang. Selbst in den Monaten, als wir Gottesdienste in unseren Kirchen feiern konnten, war das eigene Singen nicht erlaubt. „Solange die Gemeinde mit Mundschutz stumm bleibt, werden wir geistlich etwas vermissen“ – so beschreibt es der neue Präses der Rheinischen Kirche Thorsten Latzel in einem Vortrag mit dem Titel „vermisste Klänge“. Vermisste Klänge – das trifft sehr genau das, was auch ich im Augenblick empfinde. Es ist paradox: das, was stärkt, einen selbst und auch das Gemeinschaftsgefühl, gefährdet andere, so erleben wir es gerade. Deshalb ist es in mancher Hinsicht still um uns und vielleicht auch in uns geworden. Ich selber habe das Glück, Tür an Tür mit unserer zweijährigen Enkelin zu wohnen und als enge Bezugsperson auch mit ihr fast täglich singen zu können….Ich erlebe mit ihr, wie schon bei unseren Kindern, wie wichtig Musik ist, Freude macht, Stimmungen wiederspiegelt, zum Klatschen und Tanzen animiert, anregend oder beruhigend ist, wie eng Sprachentwicklung und Musik zusammenhängen und vieles mehr…
Für mich ein Lichtblick in diesen Zeiten, in denen ich sonst mit anderen nicht singe, singen darf, singen kann.
Am heutigen Sonntag Kantate erzählt einer der für den Gottesdienst vorgeschlagenen Bibeltexte von der besonderen Wirkung, die Musik haben kann: es ist die Geschichte von David, der mit seinem Harfenspiel dem alten, depressiv gewordenen König Saul die dunklen Gedanken und Geister vertreibt.
Eine Geschichte , die gut zum Sonntag Kantate unter Pandemiebedingungen passt.

Im ersten Buch Samuel Kapitel 16 heißt es: Der Geist des Herrn aber wich von Saul, und ein böser Geist vom Herrn verstörte ihn. Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: „Siehe, ein böser Geist von Gott verstört dich. Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand darauf spiele, und es besser mit dir werde.“ Da sprach Saul zu seinen Knechten: „Seht nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir.“ Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: „Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön, und der Herr ist mit ihm.“ Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: „Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist.“ Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David. So kam David zu Saul und diente ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger. Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.
Hier wird von der heilsamen Kraft der Musik erzählt. Die Ängste, die Saul durchstehen muss, lassen nach, wenn David zur Harfe greift. Auch wenn das offensichtlich keine endgültige Heilung bringt: die Klänge helfen Saul in seinen kritischen Phasen immerhin so, dass seine Qualen für eine Weile verschwinden.
Es geht hier vor allem um die heilsame Kraft des Musikhörens.
In Zeiten, in denen es – aus welchem Grund auch immer – nicht möglich ist, gemeinsam zu musizieren, aktiv zu sein, gibt es Möglichkeiten, der lähmenden und traurig machenden Passivität zu entkommen. Selbst ein einzelner Mensch, so hören wir es hier, kann hier hilfreich sein: mit seiner Stimme, seiner Begabung, einem Instrument Töne zu entlocken, die der Seele gut tun.
Diese alte Geschichte von David als „Musiktherapeuten“ spricht mich gerade jetzt in diesen Zeiten sehr an.
Sie verweist mich auf die Chancen, die wir trotz aller Pandemie-Beschränkungen ergreifen können:
Musik zu uns sprechen zu lassen – gerade dann, wenn wir uns niedergeschlagen fühlen. Sie kann uns anregen, unsere für uns passende „Davids-Musik“ zu finden – aktiv und passiv- und unser Herz von weltlichen und geistlichen Klängen und Liedern berühren zu lassen. Und sie kann uns ermuntern, dankbar zu sein für Menschen, deren Musik uns gut tut oder auch dankbar zu sein für die Klänge, die uns tagtäglich umgeben wie zum Beispiel das Vogelgezwitscher gerade jetzt im Frühling.
Amen.

Lied: Ich sing dir mein Lied

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Hüter des Lebens, dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben von
deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben von Nähe,
die heil macht – wir können dich finden, du Wunder des Lebens.
Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben von Zeichen
der Hoffnung auf steinigen Wegen, du Zukunft des Lebens.
Dir sing ich mein Lied.

(Text und Melodie aus Brasilien; deutscher Text: Fritz Baltruweit und Barbara Hustedt)

Fürbitten und Vaterunser

Gott, wir bringen jetzt zu dir, was uns bewegt.
Wir sind dankbar, für das, was wir in uns hören, für jedes Lied, das uns anrührt.
Wir danken dir für die Menschen, die für uns musizieren und unser Leben reicher machen.
Wir bitten dich für die, deren Ohren verschlossen sind, die kein Klang mehr erreicht, für die, die das Singen mit anderen in dieser Zeit schmerzlich vermissen.
Wir denken an jene, die sich sehnen nach Musik und Tanz, Spiel und Gemeinschaft.
Wir rufen dich an für die, die auf falsche Töne lauern: schenke ihnen einen weitherzigen Geist.
Hilf uns, die Schönheit der Welt zu besingen und die Klage der Verletzlichen heraus zu rufen.
Dafür brauchen wir deine Stimme und deinen Klang in uns.

Vaterunser

Segen
Gott segne uns und behüte uns.
Gott blicke uns freundlich an und sei uns gnädig.
Gott sei uns nahe und schenke uns  Frieden. Amen.

Musik zum Ausgang

Nachspiel – Justin Heinrich Knecht (1752-1817)

Hinweis

Virtuelles Mitsing-Projekt aus den rheinischen Kirchenkreisen

Mit einem mehr als 90-minütigen Video laden die Kantorate unserer Kirche zum Sonntag Kantate, 2. Mai 2021, zum Mitsingen ein. Das virtuelle Mitsing-Projekt bietet von Chorälen über beschwingte Bläsersätze bis hin zu modernen Liedern jede Menge Möglichkeiten einzustimmen. Ursprünglich hatte Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Cyganek mit den Kreiskantorinnen und -kantoren ein offenes Singen vor möglichst vielen Kirchen geplant. Pandemiebedingt kann das nicht umgesetzt werden. Aber das Mitsing-Projekt, das auf dem YouTube-Kanal unserer Kirche abgerufen werden kann, bietet dennoch die wunderbare Chance zu tun, wozu der vor uns liegende Sonntag auffordert: singen zum Lob Gottes. Dabei muss übrigens niemand die Texte im Kopf haben – sie werden selbstverständlich eingeblendet.
Damit verbindet sich auch der Hinweis auf die Kollekte des Sonntags, die für die Kirchenmusik erbeten wird. Spenden sind über den Online-Klingelbeutel der rheinischen Kirche möglich.

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